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Type: Glossary Entry

Identifier:
antisemitismus
Description

A wie Antisemitismus beschreibt sämtliche Formen von Hass, feindlichen Einstellungen, Äusserungen, Handlungen und Vorurteilen, die sich gegen (religiöse und nicht-religiöse) Jüd*innen und alle, die als jüdisch wahrgenommen werden, richten. Antisemitismus kann direkte oder indirekte, eindeutige oder verschlüsselte Formen haben. Dazu gehört z. B. die Konstruktion jüdischer Menschen als «geheime Elite». Jüdische Menschen erfuhren in Europa über Jahrhunderte unterschiedliche Formen von Gewalt, Verfolgung und Vertreibung. Die Shoah, der Völkermord an zwei Dritteln der europäischen Jüd*innen, gründete auf staatlich propagiertem Antisemitismus des NS-Regimes.
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Antisemitismus ist eine weitverbreitete Bezeichnung für Judenfeindschaft. Allgemein werden damit sämtliche Formen von Hass, feindlichen Einstellungen, Äusserungen, Handlungen und Vorurteilen beschrieben, die sich gegen (religiöse und nicht-religiöse) Jüd:innen und alle richten, die als jüdisch wahrgenommen werden, ebenso wie gegen jüdische Institutionen, weil diese jüdisch sind. Jüdische Menschen erfuhren immer wieder unterschiedliche Formen von Verfolgung, Vertreibung und Pogromen. Die europäische Vertreibung und Zwangsbekehrungen von Jüd:innen ab dem Ende des 15. Jahrhunderts war eine historische Zäsur, nach der Jüdischsein nicht mehr nur als religiöses Bekenntnis, sondern als vererbbar gesehen wurde, was zu neuen Formen der Überwachung und des «Verdachts» gegen das Jüdischsein in Europa führte. (vgl. →antimuslimischer Rassismus) Der Begriff Antisemitismus wurde erstmals im 19. Jahrhundert öffentlich verwendet. Er grenzte sich vom religiös begründeten Antijudaismus ab, und bezeichnete das Verständnis von Jüd:innen als eigene «Rasse». Antijudaismus und Antisemitismus sind also keine Synonyme, auch wenn letzteres ältere antijüdische Motive aufnimmt. Der Holocaust oder die Shoah (hebräisch: «Katastrophe») verweist auf den nationalsozialistischen Völkermord an rund zwei Dritteln der europäischen Jüd:innen (etwa sechs Millionen Menschen). Dieser Völkermord gründete auf staatlich propagiertem Antisemitismus und den rassistischen Gesetzen des NS-Regimes. Eine wesentliche antisemitische Vorstellung verbindet Jüd:innen mit einer Macht des Bösen: Dazu gehört insbesondere die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung, die im «Geheimen», die Welt kontrolliere und für eigene Zwecke organisiere. Weitere Zuschreibungen stellen Jüd:innen als reich, geizig und unpatriotisch dar. Diese Bilder reichen ins Mittelalter zurück, in denen die Geldleihe einer der wenigen Berufe war, die Jüd:innen in europäischen Städten erlaubt war. Wie in Formen von Rassismus, äussert sich Antisemitismus in Wörtern, und Handlungen. Er kann direkt oder indirekt, eindeutig oder verschlüsselt geäussert werden oder den Staat Israel als «das ultimative Böse» darstellen. Aussprüche, wie «die Rothschilds kontrollieren die Welt», sind kodierte Formen von Antisemitismus. Auch die Leugnung oder Verharmlosung des Holocausts ist antisemitisch. Teil des alltäglichen Antisemitismus sind die wiederholten Schändungen und Anschläge auf jüdische Gräber, jüdische Institutionen und Synagogen. Nicht jede Kritik an Israel oder am Zionismus ist antisemitisch. Opfer von Antisemitismus sind nicht Staaten, sondern Menschen. Der pauschale Vorwurf von Antisemitismus kann instrumentalisiert werden, um jegliche Kritik an Israel abzuwenden, was eine Hürde für Bestrebungen gegen Antisemitismus ist. Die Gleichsetzung des Staats Israel mit allen jüdischen Menschen, ist antisemitisch. Die Darstellung von Israel anhand von jüdischen Stereotypen ebenso.