M wie Migrationsvordergrund/Migrationsuntergrund/Migrationshintergrund.Migrationsvordergrund ist eine Wortschöpfung, um das Selbstbewusstsein einer →postmigrantischen Schweiz auszudrücken, in der Mehrfachzugehörigkeiten und Vielfalt im Alltag zur Norm geworden sind. Ähnlich bezeichnet Migrationsuntergrund dieses Selbstbewusstsein als eine Art avantgardistische Gegenkultur zur Dominanzgesellschaft. Beides bezieht sich ironisch auf den Begriff Migrationshintergrund, der durch mediale Diskurse und staatliche Integrationsmassnahmen zunehmend stigmatisierend geworden ist. Die drei Begriffe verweisen sowohl auf die anhaltende Diskriminierung als auch auf die transnationalen Lebenswelten von sog. Second@s.
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Migrationsvordergrund ist eine Wortschöpfung, um das Selbstbewusstsein einer Schweiz auszudrücken, in der Mehrfachzugehörigkeiten und Vielfalt im Alltag längst schon gelebt werden. Migrationsuntergrund ist eine ähnliche Wortschöpfung, die dieses Selbstbewusstsein als eine Art avantgardistische Gegenkultur zur Dominanzgesellschaft fasst. Beide Begriffe beziehen sich ironisch auf den Begriff des Migrationshintergrunds, der in den 1990er-Jahren aus Forschung und Aktivismus kommend breit in Gebrauch genommen wurde. Im Gegensatz zum juristischen Begriff «ausländisch» sollte er erlauben, sowohl auf die anhaltende Diskriminierung als auch auf die transnationalen Lebenswelten von Menschen mit einer Migrationsbiografie hinzuweisen, die (mit oder ohne Schweizer Pass) schon eingebürgert sind, namentlich Second@s. Durch mediale Diskurse und staatliche Integrationsmassnahmen wurde der Begriff jedoch zunehmend stigmatisierend. Zudem wird kritisiert, dass er auch pauschalisierend ist und die →intersektionalen Unterschiede in den Lebenswelten der Migrationsbevölkerung gemäss Kategorien wie Klasse, Rassifizierung, Gender, Sexualität und Religion überblendet.» (Dieser Eintrag ist eine leicht angepasste Version, des von Rohit Jain verfassten Eintrags zu Migrationsvordergrund im INES-Glossar.)