Type: Book
Identifier:
978B7874
| ISBN:
978-3-498-04533-3
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Description
Das Buch präsentiert sich in nummerierten Abschnittendie von einer Zeile bis ca zwei Seiten lang sind. Inhaltlich stark divergierend zwischen historienschnipseln, ornitologischem Wissen, erfundenen Anekdoten, Gedichtzeilen und auktorialen Erzählteilen, die die eigentliche Geschichte der beiden Hauptfiguren erzählen, sind sie in Form und Sprache äusserst homogen. Zentriert wird der tragische Verlust zweier Väter die ihre Töchter verloren haben und ihre Hinwendung zu einer Art dialogischer Friedensarbeit. Der Schauplatz ist Israel/Palästina.
Source of Description:
em_ 2022
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Das Buch präsentiert sich in nummerierten Abschnittendie von einer Zeile bis ca zwei Seiten lang sind. Inhaltlich stark divergierend zwischen historienschnipseln, ornitologischem Wissen, erfundenen Anekdoten, Gedichtzeilen und auktorialen Erzählteilen, die die eigentliche Geschichte der beiden Hauptfiguren erzählen, sind sie in Form und Sprache äusserst homogen. Zentriert wird der tragische Verlust zweier Väter die ihre Töchter verloren haben und ihre Hinwendung zu einer Art dialogischer Friedensarbeit. Der Schauplatz ist Israel/Palästina.
Für mich interressant ist die Form der Montage die sich hier abbildet. Gleichzeitig finde ich etwas an dem Buch von anfang an sehr stossend. Die nummerierten Abschnitte treffen bei mir zwar erst auf Gegenliebe, als Zeichen einer Archivarbeit die ich schätze und auch die Grundidee verschiedene Themen aus Lebensrealität, Kulturgeschichte, etc. den Schicksalen der beiden Männer hinzuzufen halte ich für gelungen. Die Frage was es macht, dass wir durch das Erleben zweier Männer miterleben und somit auch alle Frauenfiguren auf diesm Weg kennenlernen, möchte ich hier nicht behandeln.
Was mich aufstachelt ist die homogenisierung der Form. Ich vermute in ihr eine Absicht die humanisierung der Figuren durch die Montagetechnik zu verbessern. Es macht den Text auch einfacher zu lesen. Es raubt uns aber gleichzeitig die eigentliche Kraft der Montage die in ihrer Vielstimmigkeit liegt. Im Gegenteil scheint es hier, manchmal, als w äre alles was ist in einer einzigen ästhetischen Form repräsentierbar. Das eine solche Form nicht neutral sein kann, ist wohl mitlerweile eine Binsenwahrheit. Eine ästhetische Form hat immer auch einen kulturellen Gehalt. Im Falle von Apeirogon wird im Laufe der Lektüre spürbar, dass sie näher an der im Buch benannten israelischen Direktheit liegt, als an der palästinensischen Subjektivitẗ, die uns hier als eher poetisch präsentiert wird. Die Subjektivität der israelischen Figur wird immer wieder in Entwicklungszusammenhängen plausibel gemacht, während die arabische Figur durchaus empathisch porträtiert wird, aber nicht im selben Sinne psychologisch legitimiert wird. Das mag an unterschiedlicher kultureller Nähe des Autors zu seinen Figuren liegen welche vielleicht nicht zuletzt mit Klasse zusammenhängt. Es wäre meiner Ansicht nach nicht per se ein Problem, denn verschiedene Subjektivitäten lassen sich eben nicht immer auf die gleiche Weise ergründen. Problematisch wird ein solcher (unvermeidbarer) Unterschied der Nähe erst, wenn die Strategie zur humanisierung der Figuren auf einer Homogenität von Stil und Form beruhen.
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