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„___ Kurz, die Voraussetzung für eine Lesbarkeit der Bilder von 1945, wie der Film von 1988 sie bietet, ist nicht gegeben ohne das, was ich im Zusammenhang eines ähnlichen Falls das ethische Moment des Blickes genannt habe – ich sprach damals von Jorge Semprún und seiner nachträglichen Beschreibung, wie er, kaum aus Buchenwald befreit, die Bilder des Lagers sieht, die die Amerikaner von der Befreiung gedreht haben.103 Diese ethische Dimension ist aber nicht einfach eine moralische, geschweige denn moralisierende Haltung: Sie ist vielmehr prinzipiell an den Akt gebunden, den Bildern ein Wissen beizugeben, deren „stummer“ Zustand uns selbst zunächst einfach „stumm“ machte, stumm vor Empörung. Würde entsteht im Bild nur durch dialektische Montage, also auch durch die Arbeit an dem, was der Film aus dem Jahr 1988 – der dem ursprünglichen Schnitt getreu folgt, indem auch er eine einzige Einstellung wählt: den Blickwinkel der Häftlinge, die auf dem Erdhügel stehen – uns von den spärlichen Aufnahmen aus dem Jahr 1945 zeigt.“ (Hubermann 2015:33)

Type: Quote

Identifier:
[9783839405505-p33-1

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Montage
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Georges Didi-Hubermann (creator)